Humidor Hygrometer, welcher stimmt?
Wer kennt es nicht; du hast dir vor Jahren einen Humidor gekauft, um deine geliebten Zigarren zu Hause perfekt lagern zu können. Darin enthalten ein Hygrometer, der dir immer irgendeinen Wert anzeigt, aber nie den, den du wirklich willst. Oder noch besser, der Hygrometer im Humidor zeigt dir zwar an, dass du 70% Luftfeuchte im Humidor hast, aber deine Zigarren sind trocken oder aber zu feucht. Du kaufst dir also irgendwann einen weiteren Hygrometer, das kann entweder im Baumarkt oder aber im Zigarrenfachhandel sein, legst den mit in den Humidor und siehe da, du bekommst einen anderen Wert, als der erste Hygrometer dir anzeigt. Ab diesem Zeitpunkt darfst du dich also weiterhin fragen, welche Luftfeuchte in deinem Humidor nun wirklich herrscht, das Problem besteht aber weiterhin. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kommen meist wir bei zigarren-online.ch ins Spiel, denn ein weiterer Hygrometer soll in den Humidor und endlich den richtigen Wert zeigen. Also folgt entweder der Anruf per Telefon oder der Weg zu unserem Showroom in Regensdorf, denn Beratung und Know-how vom Fachmann muss her.
Relative Luftfeuchte und Zigarren
Beginnen wir erst mal mit etwas Theorie: Was wir im Humidor haben wollen, ist in aller Regel eine relative Luftfeuchte von rund 70%. Auch hier gilt, jeder darf so lagern wie er möchte, den Zigarren gefällt ein Klima von 65%-75% relativer Luftfeuchte aber ganz speziell, darin solltest du, respektive dein Humidor, sich also bewegen. Die goldene Mitte sind also die allseits bekannten 70% rF, merken und arbeiten wir doch am besten mit diesem Wert.
Bei 70% relativer Luftfeuchte erreichen wir, dass in den Zigarren ein Gewichtsanteil von rund 13% Wasser gespeichert wird, genau dieser Wert ist wichtig, dass der Tabak geschmeidig bleibt und seine wertvollen Aromen und ätherischen Öle speichert. Mehr dazu dann etwas weiter unten in diesem Beitrag.
Analoge Humidor Hygrometer
Meist kommt im frisch gekauften Humidor als Erstes ein analoger Hygrometer zum Zug. Hier gibt es bereits zwei unterschiedliche Typen von analogen Hygrometern: der Spiralhygrometer, erkennbar durch seine Spirale an der Rückseite, und der Haarhygrometer.
Der Spiralhygrometer kommt in den meisten Fällen zum Zug, dies hat den Grund, dass erstens die meisten Humidore aus dem asiatischen Raum stammen und dort auch gleich die vorahnenden Hygrometer verbaut werden. Zweitens aber auch, dass es eben nicht viele Hersteller gibt, die zuverlässige Haarhygrometer herstellen. Diese Hygrometer arbeiten, respektive messen via einem feinen, mit Kunststoff beschichteten Metallstreifen. Je nach Feuchte zieht sich dieser Kunststoff zusammen oder dehnt sich aus, bewegt am Ende also die Anzeige. Das funktioniert grundsätzlich, ist aber grösstenteils sehr ungenau.
Humidor Hygrometer; Links der Adorini Haarhygrometer, rechts ein No Name Spiralhyrometer
Die Hygrometer geöffnet im Detail: Links das gespannte Synthetikhaar, rechts die Spirale vom No Name Hygrometer
Die bessere Variante sind, du erahnst es schon, die Haarhygrometer. In den Ursprüngen dieser Hygrometer wurde da ein echtes Haar verbaut, mittlerweile werden synthetisch hergestellte Haare verwendet. Je nach Feuchte zieht sich dieses Synthetikhaar zusammen oder dehnt sich weiter aus. Entsprechend sind diese Hygrometer auch empfindlicher, reagieren dafür um so zuverlässiger gegenüber den Spiralhygrometern. Adorini ist derzeit der einzige uns bekannte Hersteller, der aktuell in seinen Humidoren analoge Hygrometer mit Synthetikhaar ausliefert. Dies ist schon seit vielen Jahren so und zeichnet die Adorini Deluxe Humidore aus, denn diese Hygrometer funktionieren zuverlässig und zeigen die Feuchtigkeit in deinem Humidor in aller Regel gleich ab Werk korrekt an.
Der Hersteller für solche Synthetik Haarhygrometer hat seinen Sitz in Deutschland, Adorini hat vor wenigen Jahren versucht diese Hygrometer ebenfalls im asiatischen Raum herstellen zu lassen, musste sich aber eingestehen, dass das nicht in der gewünschten Qualität möglich ist. Und warum sollst du dir nun einen Adorini Haarhygrometer kaufen und nicht im Baumarkt um die Ecke zuschlagen? Diese verbauten Synthetikhaare haben ebenfalls wie deine Zigarren einen Wohlfühl-Bereich, um korrekt zu arbeiten. Das Haar kann sich nur bis zu einem bestimmten Punkt zusammenziehen oder ausdehnen, entsprechend muss der Hygrometer auch für den Einsatzort gebaut worden sein. Egal ob Spiralhygrometer oder Haarhygrometer, beide werden dir nie den Gesamtbereich von 0-100% zuverlässig abdecken, sondern haben immer einen Arbeitsbereich. Wenn du also im Baumarkt einen Haarhygrometer, der eigentlich für die Sauna oder die Überwachung der Feuchte im Wäscheraum gedacht ist kaufst, wirst du ebenfalls keine genauen Werte in deinem Humidor ermitteln können. Wenn du deine Feuchte in deinem Humidor analog ermitteln möchtest, bleibt dir nur eines: Kauf dir einen Adorini Haarhygrometer.
Digitale Humidor Hygrometer
Natürlich gibt es aber auch für Humidore digitale Hygrometer. Auf den ersten Blick sehen diese Hygrometer meist sehr ähnlich aus, ein kleines LCD Display für die Anzeige, der Rest unterscheidet sich nur bezüglich Form, Farbe und Tasten. Doch was wirklich wichtig zu wissen wäre, ist die Art, wie dieser Hygrometer die Werte ermittelt oder welcher Sensor auf der Platine verbaut wurde. Genau diese Angaben finden wir aber leider bei den meisten digitalen Hygrometern nicht. Du kaufst also nach Aussehen oder Vertrauen, wenn in deinem Humidor schon ein Hygrometer verbaut wurde, stammt der oft ebenfalls aus dem asiatischen Raum. Ein Blick in die technischen Spezifikationen würde aber oft wenigstens etwas Aufschluss geben, wie genau der Sensor überhaupt arbeitet: Hast du eine Spezifikation zur Hand, such einfach mal nach den Werten für die Sensorabweichung, meistens steht da +- 5% oder besser nur +-3%. Weniger ist hier also besser. Klar wird aber auch, wenn 70% auf dem Display angezeigt werden, können auch nur 65% oder 67% im Humidor sein. Dasselbe gilt natürlich auch für die andere Seite, sprich du hast eine höhere Feuchte als es dir angezeigt wird.
Auf den Platinen dieser digitalen Hygrometer wird in den meisten Fällen ein resistiver Sensor verbaut, diese Sensoren sind einigermassen stabil und meistens sehr günstig in der Fertigung. Je günstiger der Sensor, desto grösser die Abweichungen auf dem Papier. Wenn also +-5% in der Anleitung steht, wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit ein solcher günstiger, resistiver Sensor verbaut. Wenn es um genauere Werte geht, kommen sogenannte kapazitive Sensoren zum Einsatz. Diese Sensoren sind erstens sehr genau und haben meistens geringere Abweichungen von +-1.5 bis +-3%. Zweitens sind diese Sensoren sehr langzeitstabil. Wenn nach 3 Jahren Betrieb, 70% relative Feuchte auf dem Display steht, dann wird ein Sensor, mit einem kleinen sogenannten Drift von 0.2 % pro Jahr, also noch mindestens 69.4% oder maximal 70.6% rF messen.
In 5 Jahren wäre das also eine Abweichung von maximal 1% relativer Luftfeuchte nebst der schon sehr geringen Abweichung der allgemeinen Messtoleranz. Der Vorteil von kapazitiven Sensoren liegt also klar bei der Genauigkeit, für deinen Humidor ist dies nach unserer Meinung die beste Wahl. Nebst der Genauigkeit als Vorteil gibt es aber leider auch Nachteile; einerseits sind das die höheren Kosten für die Anschaffung solcher Sensoren, auf der anderen Seite sind diese Sensoren auch sehr empfindlich, was Lösungsmittel, ätherische Öle, Gas, Reinigungsmittel etc. angeht. Dein Hygrometer sollte also nicht Dämpfen von Leim, Lack oder zum Beispiel Scheibenreiniger in Berührung kommen. Du kannst einen solchen kapazitiven Sensor bereits zerstören, wenn du zum Beispiel deinen Glastisch mit einem Scheibenreiniger auf Hochglanz bringst, und der Sensor dabei auf dem Tisch steht. In aller Regel reinigen wir unsere Humidore höchstens mit Wasser, es gibt jedoch Humidore, die mit lösungsmittelhaltigem Leim verklebt werden oder zum Beispiel eine lackierte Innenfläche haben. Klar, das ganze müsste aus unseren Augen immer “Zigarrenverträglich” sein, wir wissen aber nie was wirklich verwendet wird.
Sensirion, ein Spin-off der ETH Zürich, setzt sich seit 1998 genau mit solchen Sensoren auseinander und hat sich in der Industrie einen Namen gemacht. Das Unternehmen baut mittlerweile mehr als eine Milliarde Sensoren pro Jahr, die im Bereich Automotive, Anlagensteuerungen und Messgeräten zur Anwendung kommen. Im Bereich Messung der Humidorbefeuchtung sind die kapazitiven Sensoren von Sensirion nicht mehr wegzudenken. Marc Andre verbaut zum Beispiel in seinen Huminatoren seit vielen Jahren ausschliesslich diese Sensoren und hat immer höchst zuverlässige Werte und Geräte. Auch in unserem Humidor in Regensdorf zählen wir auf diese kapazitiven Sensoren. In unserem ersten 48m2 grossen Humidor reagieren Verdunstungsbefeuchter auf den Befehl von einem Sensirion SHT2x Sensor, im weit grösseren Humidor mit über 110m2 reagiert der Befeuchter auf das Signal der neusten Sensor Serie SHT4x, die mit einer Genauigkeit von 1.5% arbeitet.
Vasilij von zigarren.zone hat diesen Hygrometer übrigens auf Herz und Nieren getestet und einen Beitrag im Blog verfasst. Wenn du noch etwas lesen magst, findest du hier den Sensirion Hygrometer SHT4x Testbericht.
Oben im Bild zu sehen, der Bluetooth Hygrometer Sensirion, links im Kreis das wirkliche Herzstück, der SHT4x Sensor mit gerade mal 1.5x1.5mm Grösse
Welchen Hygrometer wählst du für deinen Humidor?
Kurz zusammen gefasst solltest du, egal ob analog oder digital, nicht den günstigsten und erst besten Hygrometer kaufen, sondern erst mal versuchen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Wenn es ein Analoger Hygrometer sein soll, führt nichts an dem Adorini Haarhygrometer vorbei, es gibt schlichtweg keine bessere Alternative auf dem Markt. Wenn es digital sein soll, versuche heraus zu finden, ob in dem Gerät deiner Wahl ein kapazitiver Sensor verbaut wurde. Natürlich funktionieren die resistiven Sensoren genau so, behalte einfach immer vor Augen, dass die Abweichung da bereits nach dem Kauf +-5% betragen kann. Wenn in der Anleitung bei den technischen Daten aber irgendwo etwas von SHT steht, hast du wohl ein Gerät in der Hand, welches einen hochpräzisen Sensor von Sensirion verbaut hat. Bei uns im Shop findest du die neuste Generation vom Bluetooth Hygrometer Sensirion inkl. passendem Case.
Was haben die Abweichungen aber für einen Einfluss auf deine Zigarren im Humidor?
Das ist eine absolut berechtigte Frage, denn was ist nun der Unterschied von 68% oder 72%, wenn es um die Feuchte in deinem Humidor geht? Wir gehen hier nochmals etwas tiefer in die Theorie, respektive in Richtung der Physik; wenn wir einen Kubikmeter Luft, also 1000 Liter, bei 20°C auf eine Feuchte von 70% befeuchten wollen, benötigen wir dafür gerade mal 13 Gramm Wasser, um die gewünschte Feuchte zu erreichen. Für einen Humidor mit 10 Liter Luftvolumen wären das also gerade mal 0.13 Gramm Wasser, die gelöst in der Luft schweben würden. Du kannst jetzt sicher erraten, dass ein Wert von 68% oder aber 72% Feuchte nicht wirklich viel an diesem Wert ausmachen wird. Wenn du in deinem Humidor einen kleinen passiv verdunstenden Befeuchter angebracht hast, sind da schnell mal 40-50 Gramm Wasser vorrätig, also völlig genügend, um deine Zigarren und natürlich auch das Holz im Humidor mit genügend Feuchte zu versorgen. Ob da nun ein halbes Gramm Wasser mehr oder weniger gelöst wird, kannst du am Ende gar nicht so fest beeinflussen.
Grafik Credits: Wikipedia
Fazit:
Egal welchen Hygrometer du für deinen Humidor kaufst, du kannst damit immer nur den ungefähren Wert verfolgen. Klar, eine höhere Messqualität zahlt sich aus und du kannst sehen, ob die Zigarren eher zu trocken, richtig oder wohl zu feucht lagern. Du wirst aber auch mit dem genausten Hygrometer nicht darum herumkommen, dass du deine Zigarren von Hand abtasten, riechen und fühlen sollst. Sind die Zigarren geschmeidig, nicht zu weich, brennen weder scharf ab noch brechen die Deckblätter beim Anschneiden, so wird es deinen Zigarren gut gehen. Über das Thema Hygrometer haben wir übrigens auch einen spannendes Video erstellt:
Ein kleiner Tipp zum Schluss:
Gerade technisch versierte Männer neigen dazu, erst gleich mal alles aufzuschrauben, zu analysieren und besser zu machen. In Bezug auf die analogen Hygrometer von Adorini rate ich dir ab, gleich von Anfang an mit einem Schraubenzieher den Hygrometer zu justieren. Die Hygrometer sind derart genau und gleichzeitig empfindlich, dass du damit höchstens die Grundlage schaffst, dass du wirklich nicht weisst, was in deinem Humidor für eine Feuchte herrscht. Montiere den Hygrometer einfach mal im Humidor, wenn du nur 67% angezeigt bekommst und deine Zigarren sich eher an der unteren Grenze der Feuchtigkeit anfühlen, dann weisst du was zu tun ist. Der Schraubenzieher ist aber sicher nicht die beste Lösung, sondern eher das ZO Humidorwasser. Andernfalls kannst du damit beginnen deinen Hygrometer zu kalibrieren, darauf hier noch einzugehen würde aber definitiv den Umfang dieses Beitrags sprengen und wird in einem späteren Blogbeitrag separat erklärt.